31. Mai 2016 Friederike

„Heiraten ist, wenn die Gäste komisch werden.“

Ja, es ist sicherlich keine schöne Wahrheit. Aber es ist leider eine Wahrheit. Und ich sage es soooooooo oft: „Heiraten ist, wenn die Gäste komisch werden.“

Eine Hochzeit ist ein Wendepunkt im Leben. Und das nicht „nur“ weil man den Singlestatus hinter sich lässt, nie wieder ledig sein wird (das fand ich eine krasse Erkenntnis, als ich sie vor meiner Hochzeit hatte) und weil man einen neuen Lebensabschnitt mit dem wunderbarsten Partner beginnt, den man sich vorstellen kann. Ihr denkt vielleicht an Haus, Kinder und all die Dinge, die man tut, wenn man verheiratet und irgendwie ein Stück erwachsener ist.

Es ist ein ökonomischer und sozialer Wendepunkt im Leben. Vieles ist irgendwie anders.

Und ich habe in unzähligen Hochzeiten meiner Brautpaare, meiner eigenen Hochzeit und derer vieler Freundinnen und Freunde eines festgestellt: es ist vor allem auch ein Wendepunkt im Umkreis. Denn völlig gleichgültig, ob es sich um Familie oder Freunde handelt, Bräute und Bräutigame stehen auf dem Weg zur Hochzeit, bei der Hochzeit oder kurz nach der Hochzeit ganz oft vor Familien- und Freundschaftscherbenhaufen.

Woran das liegt hat sicherlich ganz ganz viele Gründe. Da sind Eltern heutzutage oft traurig, dass sie sich an der Hochzeit nicht in dem Maße beteiligen dürfen, wie sie das gerne würden. Da gibt es Zwistigkeiten unter Gästen, die sich offenbar nicht für einen Tag übergehen lassen zum Wohle des Brautpaares, da haben die Brautpaare ganz klare Vorstellungen von ihrem perfekten Fest – anderen Menschen passen diese Ideen aber nicht und sie meinen, sie müssten zu allem, also wirklich allem, ihren Senf abgeben. Da werden Mitmenschen plötzlich zu Moralaposteln, Spießern und was weiß ich nicht noch alles, quatschen dem Brautpaar rein, verunsichern es und erzählen ungewöhnlich häufig, wie „man“ das mit dem Heiraten eben zu machen hat.

„Aber Ihr müsst doch!“

Ein Satz, den viel zu viele Brautpaare viel zu oft hören.

Gäste, wirklich egal ob Familie oder Freunde, werden ganz oft auf dem Weg zur Hochzeit komisch… und werfen andersrum dem Brautpaar vor, es selbst wäre komisch geworden und hätte sich verändert. Oder sie reden rein. Oder sie wollen ihre eigenen Wünsche umsetzen. Oder oder oder.

Ich höre ganz oft solche Geschichten, leider.

Eine meiner Bräute aus 2016 wurde ständig von allen Menschen belagert wegen der Hochzeit, die Freundinnen waren aus dem Häuschen und wollten alles wissen. Und abgesehen davon, dass der Junggesellinnenabschied ein Desaster war, bei dem die Damen nur an sich selbst und nicht an das Wohl und die Leidenschaften der Braut dachten, warfen sie ihr NACH der Hochzeit vor, sie hätte ja nur noch von der Hochzeit gesprochen und von nichts anderem mehr, das hätte genervt. Öhm. Wenn immer alle fragen, wie es mit der Hochzeit steht, was soll man da wohl tun?!

2017 im Mai heiratete ein Paar mit mir, deren Trauzeugin  mal eben fünf Tage vor der Hochzeit absagte aus völlig unsinnigen Gründen. Heute schrieb mir ein Paar, dass die Trauzeugin vier Tage vor der Hochzeit abgesagt habe, weil sie nicht an der Hochzeit teilnehmen wolle, wenn der Bruder teilnähme. Ähm.

Was ich schon erlebt habe, wie sich Familien und Freunde benehmen, wenn es auch Hochzeiten zugeht, das geht wirklich auf keine Kuhhaut.

Natürlich nicht alle, es gibt ganz wunderbar unterstützende Gäste, die sich mit voller Liebe im besten Sinne für das Brautpaar einsetzen. Aber oft sieht es eben leider anders aus.

Und auch bei Stephan und mir war das so: Durch eine Verkettung doofer Umstände ging ich auf meinem Junggesellinnenabschied verloren und hatte eine wirklich schlimme Nacht völlig alleine in einer fremden Stadt. Es war der Horror.

Ich litt noch wochenlang unter Panikattacken und war kaum ansprechbar.

Auf meiner Hochzeit gingen dann dazu einige Sachen schief (worum sich glücklicherweise komplett mein Ehemann kümmerte, ich stand einfach nach wie vor neben mir) und es kam tatsächlich Jemand am Tag meiner Hochzeit zu mir und sagte „wir müssen da mal noch ein Feedbackgespräch führen.“

Und viele meiner Freundinnen, die beim Junggesellinnenabschied oder der Hochzeit dabei waren, haben sich von mir abgewandt.

Das tat mir alles furchtbar weh. Und natürlich auch Leid. Denn wie alle Bräute und Bräutigame wollte ich eigentlich nur ein tolles Fest an dem vor allem auch meine Gäste unglaublich viel Spaß haben. Und natürlich dachte ich, unsere Freundschaft sei viel tiefer und eben nicht einfach so zu lösen wegen Hochzeitslappalien.

Am Ende hab ich, haben Stephan und ich, unheimlich viele Menschen verloren aus unserem Leben, aufgrund der Hochzeit. Und das geht leider ganz ganz vielen Brautpaaren so.

Natürlich, Zeiten und Freundschaften sind eh immer einem Wandel unterlegen und natürlich sind auch in unser Leben damals wieder wundervolle neue Menschen getreten… aber natürlich tut es weh, dass Hochzeiten auch im negativen Sinne oft solche Umbrüche darstellen. Denn die Menschen, die man zu Hochzeiten einlädt, sind doch die, die man am allerliebsten hat!!!

Also, nachdem sich nun also heute das nächste Brautpaar verzweifelt an mich wendet, weil die Gäste komisch werden, ein Appell an alle Hochzeitsgäste dieser Welt!

Liebe Hochzeitsgäste. Das Brautpaar macht sich unheimlich viel Mühe, überlegt, macht und plant, damit sie, vor allem aber auch Ihr ein wundervolles Fest habt, mit dem die Liebe gefeiert werden soll. Also: Haltet Euch zurück, versucht das Brautpaar zu unterstützen, seid für sie da und stellt für diesen einen Tag Eure Befindlichkeiten einfach mal zurück. Es ist ein großes Fest, ein großer Umschwung und Wandel, es ist sowieso ein Kraftakt und anstrengend für das Brautpaar. Und ist völlig okay, dass es einen Tag im Leben einfach nur um diese beiden wunderbaren Menschen und ihre Liebe geht!

Also, wenn das Brautpaar was will, was man normal nicht so macht, was vielleicht nicht den Konventionen entspricht, wenn sie mal schwierig oder besonders emotional werden oder auch mal grundlos heulen. Wenn das Brautpaar sich Dinge wünscht, die Ihr nicht nachvollziehen könnt oder wenn Ihr es unmöglich findet, dass sie sich vor der Trauung schon sehen oder oder oder oder WAS WEISS ICH AUCH IMMER: Es ist nicht Eure Hochzeit!!!

Lasst das Brautpaar machen, feiert mit Ihnen und versucht ihnen so viel Arbeit wie möglich abzunehmen. Achtet darauf, was die Beiden mögen und möchten oder eben nicht und habt ein offenes Ohr für sie. Sie sind Eure Familie oder Eure Freunde und sind sicher immer für Euch da gewesen, also steckt Eure eigenen Befindlichkeiten einfach mal weg und unterstützt das Brautpaar, anstatt ihnen das Leben schwer zu machen! Seid füreinander da!

Und vergesst nicht: Diese beiden wundervollen Menschen haben es verdient einfach so heiraten zu dürfen, wie sie eben heiraten möchten! 

Steht ihnen bei und feiert gemeinsam eines der großen Übergangsfeste des Lebens. Es gibt davon nicht so viele und sie sind schwierig und anstrengend genug. Also macht es dem Brautpaar doch gerne so einfach und wundervoll und im positivsten Sinne so unvergesslich wie möglich. Sie haben es ganz sicher verdient!

So, das war es, mein Wort zum Dienstag 😀

Ich wünsche Euch allen eine wundervolle Woche. Und seid lieb zueinander! :-*

Trautante

Friederike

PS: Das Beitragsbild zeigt übrigens mich… beim Öffnen unserer Hochzeitszeitkapsel am ersten Hochzeitstag, nachdem ich gerade die Zeilen einer Freundin gelesen hatte, die sich dank der Hochzeit von mir verabschiedete und die ich sehr vermisse. Auch mittlerweile zweieinhalb Jahre später noch. Aber ich fürchte, das kann einfach nie wieder so werden, wie es mal war. Schade.

Es wurde gemacht von Julia Vanessa Utsch

Comments (8)

  1. Sunshine

    Ich kenne es auch nru zu gut. Meine beste Freundin woltle aus verschiedenen Gründen nicht meine Trauzeugin sein- das ist jetztauch etwa 1,5 Jahre her und ich vermisse sie auch sehr. Wir haben seitdem fast null Kontakt und es tut weh.

    • Friederike

      *seufz* das tut mir leid zu hören. fühl dich gedrückt… ich hatte auch eine Brautjungfer, die nicht wollte. und das tat wahnsinnig weh, war sie doch eindeutig einer der wichtigsten menschen in meinem leben. aber wir berappeln uns wieder ein wenig und reden immerhin wieder miteinander :-*

  2. Mel

    Ein toller Artikel! Traurig ist es Allemal, aber was sind es dür FrEunde/MenscHen, die sich so verhalten? Es ist wiRklIch erschütternt und sehr traurig. Es sollte der schönste Tag im Leben sein(neben der GeBurt des eigenen kindes). auch wenn es schwer ist, solche Menschen wollte ich nicht länger in meinem leben haben. So verhält man sich nicht als Freund/Freundin!

  3. Hannah

    Ach, ich finde Das so schade und Traurig! Ich hoffe sehr, dass es bei uns nicht so weit Kommt (unsere hochzeit findet im September statt). Aber hier auch jetzt schon so, dass auf einmal jede/r der oder die einmal nach ihrem eigenen Geschmack geheiratet haben, auf einmal ganz große experten in sachen HOchzeit sind, was mich tierisch anstrengt…

  4. Anja

    Ich habe gerade den Artikel entdeckt und es passt bei mir sehr gut wie es nicht laufen soll. Ich frage mich die ganze Zeit wie ich die ganzen Katastrophen auf meiner Hochzeit verarbeiten soll. Ich schaffe es nämlich seit über 1 Jahr nicht darüber hinweg zu kommen und könnte immer wieder weinen, wenn ich daran denke. Das ist doch nicht normal oder?

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